Una Solo site-specific

Presse

Schmerzhaft offen stellte sich die Soloperformance des Ausnahme-Fagottisten Johannes Schwarz der Frage, (…) ob eine Verbindung zwischen neuester Musik, Performer, Publikum und Gesellschaft überhaupt möglich sein kann. (Gießener Anzeiger)

Dieses Attentat aber ließ man sich gefallen: Die Außentür des Pausenraums nutzend, begab sich Schwarz musikalisch und körperlich mitten hinein in die Gesellschaft des Berliner Platzes, seine Zuschauer mit Samples des eben noch Gespielten zurücklassend. Das Publikum wurde dabei zwischenzeitlich selbst zum Kunstgegenstand für die Passanten, im Schaufenster hell erleuchtet, als Bühne mitten in der Stadt. Das ist vielleicht nicht hochexplosiv, aber es rüttelt an der vermeintlich isolierten gesellschaftlichen Stellung des extremen künstlerischen Handelns. (Gießener Anzeiger)

Zurück im Konzertraum explodiert Schwarzes Klangkaskade endgültig. Der Fagottist spielt in blutrotes Licht getaucht, irrsinnige Tonfolgen. An scheibenwischerartigen Geräten fixierte Lichtstrahler sind in permanenter Wischbewegung und flackerndes Licht strapaziert Augen wie Nerven gleichermaßen. Nach einer knappen Stunde ist Schluss mit dem nicht immer ganz nachzuvollziehenden, aber unterhaltsamen Spektakel und die Zuschauer spenden begeistert Applaus. (Gießener Allgemeine)

Info

Ted Kaczynski, ehemaliger Harvard-Professor der Mathematik, entschloss sich in einer Hütte im Wald zu leben und von dort aus Briefbomben zu verschicken. Johannes Schwarz, Ausnahmemusiker, Solist und Mitglied des Ensemble Modern, verfügt über ein Klangarchiv, das zehntausende Soundfiles speichert und auf Befehl wiedergibt. Die Theatermacher Gregor Glogowski und Benjamin Hoesch nähern sich dem Phänomen des Solo-Terroristen und des Solo-Musikers aus der Außenperspektive: Ihre Musiktheater-Performance folgt dem Solisten in sein minutiös angelegtes Archiv und assoziiert zwischen Spezialistentum, Virtuosität und gesellschaftlicher Isolation. Im Spannungsfeld von Handwerk und Technik, Sinnlichkeit und Hochkultur, Disziplin und Anarchie leistet „UNA SOLO“ keine Aufklärung, ist keine Dokumentation. Vielmehr entsteht ein Porträt des Solisten als Extremist in der Haltung und am Instrument, das radikal fremd bleiben darf.

Konzept, Regie: Gregor Glogowski, Benjamin Hoesch Performance: Johannes Schwarz Klangregie: Sebastian Schottke Ausstattung: Friedrich Hartung * Eine Produktion von Glogowski / Hoesch in Koproduktion mit dem Künstlerhaus Mousonturm und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Termine

Neue Musik im Pausenraum, Rathaus Gießen | 23. Oktober 2019

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