De Rerum Natura

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Presse

Mit einfachen Mitteln entstehen bei dieser „Raumkomposition“ immer wieder völlig neue Situationen ... Das ist charakteristisch für das komplette Stück: Sobald man glaubt, eine Ordnung hinter den Dingen erkannt zu haben, wird diese durchbrochen und durch eine neue ersetzt. Als Fazit bleibt: Dies ist „die Natur der Dinge“... Auch werden die Sinne durchgehend von unterschiedlichsten Lichteffekten angesprochen. Beispielhaft dafür ist eine Szene, in der das Publikum so intensiv durch Scheinwerfer geblendet wird, dass es außerhalb des Lichtstrahls nichts mehr erkennen kann. Die Anwesenheit der Schauspieler ist dennoch spürbar. „Aus dem Dunkel heraus vermögen wir Dinge im Licht zu sehen“, rezitiert eine körperlose Stimme. Unwillkürlich fühlt man sich dabei beobachtet. Langsam machen sich Zweifel an der eigenen Wahrnehmung breit. Einige Leute halten sich die Hand vor Augen, in der Hoffnung wieder mehr sehen zu können. Nachdem das Licht letztmals erlischt, zollt der lang anhaltende Applaus den erschöpften, aber sichtlich glücklichen Mitwirkenden die verdiente Anerkennung. (Gießener Anzeiger)

Visuell fordernd ist das Stück also allemal, immer wieder gibt es neue Anforderungen für die Augen. Dies ist aber trotzdem nicht das Einzige, mit dem das Publikum sich beschäftigen muss. Die immer wiederkehrenden Ausschnitte aus philosophischen Schriften finden sich widergespiegelt in der dramaturgischen Umsetzung und den rapiden szenischen Wechseln. Allesamt basierend auf Texten und Ideen des Existenzphilosophen Lukrez. De Rerum Natura, Namensgeber des Stückes und gleichzeitig eines von Lukrez’ Naturgedichten aus dem Jahr eins vor Christus, wird im taT mit kreativem und künstlerischem Feingefühl umgesetzt und zeigt sich in seinem vollen Ausmaß als avantgardistisches, postdramatisches Theater, welches Gießens dramaturgischen Kanon eine interessante und durchaus intellektuelle Note verleiht. (Gießener Allgemeine)

Info

Raumkomposition für Stimme, Körper, Schlagwerk und Elektronik nach Motiven von Lukrez

Wir befinden uns in freiem Fall. Atome stürzen, der Schwerkraft folgend, herab und nur durch plötzliche Abweichungen kommt der Zufall in die Welt: Atome kollidieren und so entstehen Welten. Lukrez' Naturtheorie änderte das Denken der Menschen radikal, als er im 15. Jahrhundert wiederentdeckt wurde. Aber im Zeitalter der Informationstechnologien, Sicherheitskonzepte und ökonomischen Berechnung scheinen Zufall und Abweichung längst gebannt. Alles ist vermessen und kartographiert, unsere Wünsche, Ziele und Zukunft algorithmisch vorweggenommen.

Während das Lehrgedicht „De Rerum Natura“ die damalige Welt in ihren Grundfesten erschütterte und die Basis unserer modernen Weltsicht bildet, enthält es doch auch einen poetischen Gegenentwurf. Suchen wir (wieder) die Abweichungen im Vertrauen auf die eigene Wahrnehmung. DE RERUM NATURA beschwört die Nachtseite der Vernunft, die Illusionskraft des Theaters und die Fiktion, die uns zu immer neuen Realitäten (ver)führt. Zwei SchauspielerInnen, ein Sänger und eine Perkussionistin begeben sich dafür in einen Raum aus perkussiven Klängen, vibrierenden Flächen und forschenden Stimmen und versuchen, der Imaginationskraft ungeahnte Spielräume zu öffnen.

Inszenierung: Glogowski/Hoesch Sounddesign: Sebastian Schottke Dramaturgie: Björn Mehlig / Harald Wolff SchauspielerIn: Paula Schrötter / Magnus Pflüger Gesang: Marcus Licher * Percussion: Špela Mastnak

Termine

Tat, Stadttheater Gießen | 04. / 11. / 26. April & 16. Mai 2019

Video

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